Maitanz im Bavariapark: Labels wie schwul, lesbisch oder hetero spielen hier keine Rolle

Geschmückte Maibäume und Volkstänze – so wird in Bayern alljährlich der Frühling gefeiert. Auch an der Theresie hält das Brauchtum Einzug, wenn am 4. Mai vor dem Wirtshaus am Bavariapark typische Volkstänze traditionsbewusst und heimatverbunden von einer Maitanzgruppe mit schwulen Tänzern zum Besten gegeben werden. Warum das eine gelungene Kombination ist und sogar vom Kulturreferat München gefördert wird, verraten zwei waschechte „Schwuhplattler“ in ihrem Probenraum unter einer altkatholischen Kirche. 

Seit dem Mittelalter wird in Deutschland bereits in den Mai getanzt, um so steigende Temperaturen und den beginnenden Frühling zu feiern. Nicht fehlen darf dabei vor allem der sogenannte Bandltanz, bei dem sich die Tänzer an bunten Bändern festhalten, die an einem Stab in der Mitte festgebunden sind und dann kreisförmig um diesen herumtanzen. Zu Ihrem Auftritt am ersten Samstag im Mai wollen „D’Schwuhplattler“ noch nicht zu viel verraten. Ein paar Informationen lassen die beiden leidenschaftlichen Lederhosenträger Benjamin Stein und Benjamin Hahn allerdings doch durchsickern. „Der Volkstanz mit den blau weißen Bändern ist ein Muss für jeden bayerischen Maitanz und darf auch in unserem Programm nicht fehlen. Der Hauptteil des Abendprogramms besteht allerdings aus volkstümlichen Tänzen, bei denen jeder mit jedem tanzen darf. Die Label schwul, hetero oder lesbisch spielen dabei keine Rolle. Grundsätzlich darf bei uns auch jeder mittanzen. Nur die Gruppe, die bei Auftritten vor Publikum tanzt, besteht ausschließlich aus Männern“, erklärt Benjamin Stein, Vereinsmitglied und zuständig für den Internetauftritt der D’Schwuhplattler e.V. 

D‘Schwuhplattler sind ein eingetragener Verein mit etwa 110 Mitgliedern, der sich bereits 1997 bei einer Tanzveranstaltung formierte und sich 2001 ins Vereinsregister eintragen ließ. Viele Gründungsmitglieder wurden in früheren Trachtenvereinen diskriminiert und so gründeten sie kurzerhand eine heimatverbundene und doch weltoffene Alternative. Die 20 bis 30 Mann starke Vorführungsgruppe hat pro Abend fünf- bis sechsmal für etwa 10 Minuten ihren Auftritt. Unterstützt werden sie unter anderem vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München, denn die Plattler verbinden Toleranz und Tradition. „Unser Credo ist traditionsbewusst und schwul. Primär geht es darum Traditionspflege zu betreiben. Dass wir schwul sind, ist eigentlich nur ein Add-on. So stellen wir wahrscheinlich ein Gegenbild zu den ganz schrillen Charakteren der Schwulenszene dar und können eine Brücke schlagen zu eher konservativen Menschen, die vielleicht Berührungsängste mit dem Thema haben“, erklärt Benjamin Hahn, Vereinsmitglied und Schriftführer der Schwuhplattler. 

Die Bekanntheit der Gruppe hat sich während der letzten Jahre in rasantem Tempo ausgebaut, sodass sich Buchungen für Auftritte nicht mehr nur auf den Christopher Street Day beschränken. Ob Hofbräuhaus, Oktoberfest oder Privatfeier in Hamburg – die Plattler werden gerne gebucht. „Wir können uns gut vorstellen häufiger im Einzugsgebiet der Theresie aufzutreten. Es ist ja auch ein Stadtviertel, indem sich immer wieder etwas verändert und das so gleichzeitig traditionell und doch modern bleibt.“ Mehr Informationen zum Verein und zur Buchung gibt es unter: http://www.schwuhplattler.de

Noch ein Tipp: Wer vom Tanzen schnell Blasen an den Füßen bekommt, dem wird bei Rossmann an der Theresie auch am Samstag noch bis 20 Uhr geholfen. Eine traditionelle Flechtfrisur lässt man sich am besten vormittags bei Ahead stecken. So kann nichts schiefgehen und der Maitanz kann kommen. 

Bildmaterial © Benjamin Hahn 

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